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Pickerl-Revolution: Schellhorns Plan sorgt für Zündstoff

  • Autorenbild: Special Editorial
    Special Editorial
  • 3. Dez.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Dez.

Wer fährt schon gerne in die Werkstatt, wenn das Auto eigentlich läuft? Der neue Plan aus dem Ministerrat, das Pickerl-Intervall generell auf zwei Jahre zu strecken, klingt für Autofahrer wie Musik in den Ohren. Was das «Schellhorn-Paket» wirklich bringt und warum es gerade für Menschen mit Behinderung mehr ist als nur eine nette Geste, liest du hier.


Josef «Sepp» Schellhorn
Staatssekretär Sepp Schellhorn legt Paket zur Entbürokratisierung vor.

Es ist ein offenes Geheimnis, die Beziehung des Österreichers zu seinem «Pickerl» ist eine reine Vernunftehe – man zahlt, man zittert, und man ist froh, wenn man wieder ein Jahr Ruhe hat. Nun schickt sich NEOS-Staatssekretär Josef «Sepp» Schellhorn an, als Paartherapeut aufzutreten. Sein Vorschlag, die Intervalle der §57a-Überprüfung radikal zu strecken, klingt für Autofahrer wie Musik in den Ohren und für Werkstattbetreiber wie eine Kriegserklärung an ihre Umsätze. Ob das Ganze echter Bürokratieabbau ist oder nur ein populistisches Hupen vor der nächsten Kurve, wird sich zeigen. Doch für Menschen mit Behinderung hat die Medaille eine rostige Kehrseite: Was nützt ein billigeres Pickerl, wenn gleichzeitig Förderungen zusammengestrichen werden?


Das Ende der jährlichen Überprüfung?


Bisher gilt in Österreich für PKW die «3-2-1-Regel»: Die erste Überprüfung ist drei Jahre nach Neuzulassung fällig, die zweite nach weiteren zwei Jahren, und danach muss das Fahrzeug jährlich in die Werkstatt.


Jetzt schlägt Sepp Schellhorns Stunde: «Der Entbürokratisierungs-Staatssekretär Josef Schellhorn (NEOS) wurde im März angelobt [...] Beim Pickerl soll das derzeitige Intervall verlängert werden. Der Punkt ist allerdings noch in der Abstimmung, denn den Werkstätten entgeht so ein ordentliches Batzen Geld.» OE24, Autor unbekannt

Geht es nach dem vorliegenden Vorschlag, soll dieser Rhythmus für ältere Fahrzeuge aufgebrochen werden. Das Ziel ist ein generelles Zwei-Jahres-Intervall. Für Unternehmer mit großem Fuhrpark, aber auch für private Fahrzeughalter, würde dies eine spürbare finanzielle und organisatorische Entlastung bedeuten. Weniger Werkstattbesuche heißen weniger Kosten und weniger Zeitaufwand.


Was ändert sich für Menschen mit Behinderung?


Das Paket wird unter dem Titel «Wirtschaftsentlastung» geführt, enthält also keine exklusiven Paragraphen für Menschen mit Behinderung. Dennoch ist die Auswirkung für diese Gruppe überdurchschnittlich relevant.


Sparen bei den Ärmsten: «Laut Ragger werden im Behinderten- und Pflegebereich keine Fortschritte erzielt, sondern es wird vielmehr massiv gespart. Diese Einsparungen betreffen ausgerechnet jene Menschen, die auf Unterstützung am meisten angewiesen sind.» Pressefeuer / Christian Ragger (FPÖ)

Indirekte finanzielle Entlastung

Mobilität ist für viele Menschen mit Behinderung ein unverzichtbares Gut für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Da behindertengerechte Fahrzeugumbauten oft teuer sind, werden PKWs in dieser Gruppe tendenziell länger gefahren als im Durchschnitt. Fällt die jährliche Pickerl-Pflicht für diese älteren Autos weg, spart das bares Geld – eine willkommene Entlastung, da behinderungsbedingte Mehrkosten das Budget oft ohnehin strapazieren.


Weniger logistischer Aufwand

Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist jeder Werkstattbesuch oft eine logistische Herausforderung: Wie komme ich von der Werkstatt weg? Ist ein barrierefreies Ersatzfahrzeug verfügbar? Eine Ausdehnung der Intervalle reduziert diesen organisatorischen Stress spürbar.


Das große Ganze: Barrierefreiheit 2025


Während das Schellhorn-Paket primär bürokratische Hürden abbaut, greifen 2025 auch andere Mechanismen. Das seit Mitte des Jahres voll schlagende Barrierefreiheitsgesetz (BaFG) sorgt parallel für besseren Zugang zu digitalen Dienstleistungen und Bankgeschäften. In Kombination mit der möglichen Pickerl-Reform könnte 2025 als das Jahr der kleinen, aber wirksamen Erleichterungen in die Bücher eingehen.


Sanierung auf dem Rücken der Mobilität: «Für Personen, denen die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel aufgrund einer Behinderung nicht zumutbar sei [...] habe das Sozialministerium heuer den Mobilitätszuschuss um mehr als 50 % gegenüber 2024 gekürzt.» Ralph Schallmeiner (Grüne) im Parlamentskorrespondenz-Bericht

Das Entbürokratisierungspaket ist ein zweischneidiges Schwert: Für Werkstätten ein wirtschaftliches Risiko, für Fahrzeughalter eine lang ersehnte Entlastung. Für Menschen mit Behinderung wäre die Reform zwar kein «Game Changer» in der Sozialpolitik, aber eine spürbare Erleichterung im Alltag, die Zeit, Geld und Nerven spart. Nun liegt es an der Koalition, ob sie dem Druck der Lobby standhält oder den Plan «Pickerl alle 2 Jahre» wieder verwirft.



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